Charles Métain

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Charles Métain (* 22. Dezember 1900 in Bordeaux, Frankreich) war ein französischer Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann, Filmproduzent und Tonmeister. Er war der ältere Bruder von René Métain.

Im Alter von 22 Jahren begann Métains filmische Karriere mit einer eigenen Regiearbeit für den Stummfilm Lausbubengeschichten, für den er den Kameramann Eduardo Lamberti engagierte. Noch im selben Jahr begann er damit, selbst die Kamera zu führen, zunächst zusammen mit Werner Graeff unter der Regie von Hans Richter für dessen abstrakten Avantgardefilm Rhythmus 23. Bei dessen Fortsetzung Rhythmus 25 führte Métain die Kamera bereits allein. 1928 führte er die Kamera bei Richters Experimentalfilm Inflation. Die besondere Herausforderung dieser Collage aus dokumentarischen Bildern und animierten Ziffern bestand darin, gemeinhin nicht sichtbare Vorgänge wie die Geldvermehrung und -entwertung durch filmische Mittel sichtbar zu machen.[1]

1927 war Métain zusammen mit Sepp Allgeier, Richard Angst, Albert Benitz, Kurt Neubert und Hans Schneeberger einer der Kameraleute von Arnold Fancks untypischer Bergfilm-Komödie Der große Sprung. Dabei fing die Kamera rasante Szenen auf den Skipisten ein, die heutige Zuschauer an entsprechende Stunts verschiedener James-Bond-Filme erinnern.[2]

Unter Carl Froelich führte Métain neben Reimar Kuntze die Kamera für den Film Die Nacht gehört uns (1929) mit Hans Albers, Otto Wallburg, Ida Wüst und Lucie Englisch.[3] Noch im selben Jahr drehte er unter Max Reichmann den Musical-Film Ich glaub nie mehr an eine Frau mit Richard Tauber, Paul Hörbiger und Gustaf Gründgens.[4] Der Journalist und Filmtheoretiker Siegfried Kracauer empfand den Ton des Films seinerzeit als rein und bis in Nuancen getroffen.[5]

Für den Film Lui et moi (1930) arbeitete er in der Regie mit seinem jüngeren Bruder René und Harry Piel zusammen. Dabei widmete er sich zusammen mit Erwin Scharf wohl erstmals auch dem Ton.[6]

In der Folge konstruierte Métain spezielle Tongalgen mit Schwenkfunktion, um sicherzustellen, dass die Dialoge aller an einer Szene beteiligten Figuren gleichmäßig verständlich waren.[7]

1930 war er bereits Tonmeister des Spielfilms 1914 – Die letzten Tage vor dem Weltbrand mit Heinrich George unter der Regie von Richard Oswald. Im selben Jahr wirkte er unter Georg Wilhelm Pabst neben Fritz Arno Wagner als Kameramann des Antikriegsfilms Westfront 1918 – Vier von der Infanterie.[8] Siegfried Kracauer notierte seinerzeit dazu: „Ich kann mich nicht erinnern, daß der Krieg, und zwar der Stellungskrieg in seiner letzten schrecklichsten Phase, im Film je so realistisch dargestellt worden wäre. […] …unter der Regie von G. W. Pabst [ist] ein Stück Kriegswirklichkeit entstanden, wie es bisher noch niemand zu rekonstruieren gewagt hat. […] Während der Vorstellung – der Film läuft im Capitol – verließen viele Zuschauer fluchtartig das Lokal. »Das ist ja nicht zum Aushalten«, ertönte es hinter mir; und: »Wie darf man uns so etwas bieten!« Möchten sie auch im schlimmen Ernstfalle erklären, daß es nicht zum Aushalten sei und daß sie sich so etwas nicht länger bieten lassen. Doch wie sie den Anblick des Krieges scheuen, so fliehen sie in der Regel auch die Erkenntnis, deren Verwirklichung ihn verhindern könnte.“[9]

Der auf dem Studiogelände der Bavaria mit nachgebauten Schützengräben gedrehte Film gehörte zu den ersten, die 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurden.[10][11]

Bis 1933 war Métain überwiegend als Tonmeister engagiert, 1932 bei Robert Siodmaks Spielfilm Brennendes Geheimnis mit Willi Forst sowie den beiden Kinderstars Hans Joachim Schaufuß und Hans Richter.

Im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, der in Potsdam geboren war, verließ Charles Métain Deutschland nach der Machtabtretung an die Nationalsozialisten und kehrte nach Frankreich zurück.

Einzelnachweise

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  1. Inflation. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  2. 33. Regensburger Stummfilmwoche 2015. Arbeitskreis Film Regensburg e. V., Regensburg 2015, S. 5, auf: stummfilmwoche.de
  3. Die Nacht gehört uns. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  4. Ich glaub' nie mehr an eine Frau. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  5. Frankfurter Zeitung vom 1. März 1930. Zitiert nach: Bernhard Jensen: Ich glaub nie mehr an eine Frau (Never trust A Woman) – The Sound for the Film, 5. Februar 2015, auf: jmberlin.de
  6. Lui et moi. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  7. Michael Wedel: Filmgeschichte als Krisengeschichte – Schnitte und Spuren durch den deutschen Film. transcript, Bielefeld 2104. ISBN 978-3-8394-1546-7, S. 170.
  8. Westfront 1918 im Lexikon des internationalen Films
  9. Frankfurter Zeitung vom 27. Mai 1930. Zitiert nach: Westfront 1918. In: Filmreihe Brave Soldaten – rote Matrosen. Der Erste Weltkrieg im deutschen Spielfilm von 1914 bis 1990 (Memento des Originals vom 20. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutsche-kinemathek.de (PDF-Datei; 2,3 MB), Deutsche Kinemathek, Museum für Film und Fernsehen, DEFA-Stiftung (Hrsg.), Berlin 1990, S. 10–11, auf: deutsche-kinemathek.de
  10. Stefan Drößler: Westfront 1918, auf: goethe.de
  11. Institut Jugend Film Fernsehen (Hrsg.): Zentrale Filmografie Politische Bildung, Bd. II: 1982 A: Katalog. Springer-Verlag, München 2013. ISBN 978-3-322-97155-5, S. 237.
  12. Chris Dähne: Die Stadtsinfonien der 1920er Jahre – Architektur zwischen Film, Fotografie und Literatur. transcript, Bielefeld 2014. ISBN 978-3-8394-2124-6, S. 360.
  13. Dietrich Scheunemann (Hrsg.): Expressionist Film – New Perspectives. Boydell & Brewer, Rochester, NY, 2003. ISBN 978-1-5711-3068-6, S. 276.
  14. Horst Peter Knoll: Lexikon des internationalen Films. Schüren Verlag, Marburg 2012. ISBN 978-3-8947-2797-0.
  15. Bernhard Chiari, Matthias Rogg, Wolfgang Schmidt: Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. Oldenbourg, München 2003. ISBN 978-3-4865-6716-8, S. 339.
  16. Mirko Riazzoli: A Chronology of the Cinema, Vol. 1: From the pioneers to 1960. Youcanprint 2017. ISBN 978-8-8926-8548-2.
  17. Christian Rogowski (Hrsg.): The Many Faces of Weimar Cinema: Rediscovering Germany's Filmic Legacy. Camden House, Rochester, NY, 2010. ISBN 978-1-5711-3429-5, S. 328.
  18. Der Rebell – Die Feuer rufen. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  19. Hervé Dumont: Robert Siodmak, le maître du film noir. L’Age de Homme, Lausanne 1981. S. 338.
  20. Charles Métain. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. April 2022.
  21. Charles Métain, auf: bfi.org.uk
  22. Romeo und Julia auf dem Dorfe, auf: viennale.at
  23. Histoire d’un monde en miniature (Memento des Originals vom 20. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cndp.fr, auf: cndp.fr