Fred Delmare

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Fred Delmare (* 24. April 1922 als Werner Vorndran in Hüttensteinach, Thüringen; † 1. Mai 2009 in Leipzig) war ein deutscher Schauspieler und Hörspielsprecher.

Grabstätte von Fred Delmare auf dem Leipziger Südfriedhof

Werner Vorndran war der Sohn des Schreiners Max Vorndran und der Näherin Lina Vorndran, geborene Heß († 1935). Er wuchs in Hüttensteinach bei Sonneberg auf, wo er als Jugendlicher bei einer Bauernbühne mitwirkte.[1] Nach seiner Volksschulzeit erlernte er den Beruf des Werkzeugmachers. Als Kriegsfreiwilliger ging er 1940 zur Marine nach Bremerhaven. Am dortigen Stadttheater nahm er 1940 und 1941 bei dem Intendanten Karl Georg Saebisch ersten Schauspielunterricht und betätigte sich als Statist in einer Operetteninszenierung. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Delmare als Soldat im Jahr 1943 eine schwere Bauchverletzung, wegen der er bis Kriegsende behandelt wurde.[2]

Delmare war insgesamt fünfmal verheiratet, zuletzt von 1986 bis zu seinem Tod mit Renate Schuck (1944–2016). Er hatte aus den ersten vier Ehen drei Töchter und zwei Söhne. Er hatte einige Schicksalsschläge zu verkraften. Seine Tochter Felicitas beging 1980 nach der Flucht nach Westdeutschland Suizid. 1993 – in der Geburtstagsnacht seines Vaters – erstach Sohn Nici seine Freundin. Sein ältester Sohn Tino starb 2001 im Alter von 41 Jahren an Leberkrebs.[3][4]

Im Dezember 2005 wurde bekannt, dass Delmare an der Alzheimer-Krankheit litt. Ab Anfang 2006 lebte er in einem Leipziger Pflegeheim.[3][5] Einen Tag nach seinem 87. Geburtstag wurde er mit einer doppelseitigen Lungenentzündung in ein Leipziger Krankenhaus eingeliefert, an deren Folgen er wenige Tage später starb.[6] Seine Urne wurde am 27. Mai 2009 unter Anteilnahme zahlreicher ehemaliger Kollegen auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.[7][8]

Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[9]

Im Jahr 1946 kam Delmare nach Weimar und erhielt am dortigen Nationaltheater Schauspielunterricht bei Walter Jupé. Seitdem führte er den Künstlernamen Fred Delmare, den er sich in Anlehnung an seine Zeit bei der Marine überlegte. Von 1947 bis 1950 absolvierte Delmare als externer Schüler die Schauspielschule des Hebbel-Theaters in West-Berlin, wo er 1947 sein Bühnendebüt als Vansen in Johann Wolfgang von Goethes Trauerspiel Egmont gab. 1950 wechselte er an das Leipziger Schauspielhaus, dem er bis 1970 als festes Ensemblemitglied angehörte. Er war dort unter anderem in Hedda Zinners Der Teufelskreis (Uraufführung 1954) von Regisseur Erich-Alexander Winds zu sehen. Daneben wirkte er in Inszenierungen des Fernsehtheaters Moritzburg, beispielsweise in Marcel Achards Sein Meisterstück (1966), Louis-Benoît Picards Der Parasit (1967), Friedrich Dürrenmatts Die Panne (1967) und Hans-Albert Pederzanis Ungewöhnlicher Ausflug (1969).

Film und Fernsehen

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Delmare gab 1955 in Kurt Maetzigs Filmbiografie Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse in einer Nebenrolle als Soldat sein Filmdebüt. Danach wurde er in über 150 Film- und Fernsehproduktionen der DEFA und des DFF besetzt.[10][11] In den Jahren 1960 und 1963 spielte er sowohl für das Fernsehen als für den Kinofilm zu Bruno Apitz’ Roman Nackt unter Wölfen den KZ-Häftling Rudi Pippig. In dem von Heinz Thiel inszenierten DEFA-Kriminalfilm Schwarzer Samt verkörperte er 1964 den Sicherheitsbeamten Alexander Berg. In dem dreiteiligen Schwarz-weiß-Fernsehfilm Jeder stirbt für sich allein übernahm er an der Seite von Helga Göring die Rolle des Enno Kluge. Unter Roland Oehme war er 1972 als Axel Köppe neben Agnes Kraus in der Kinokomödie Der Mann, der nach der Oma kam zu sehen. In Heiner Carows Filmdrama Die Legende von Paul und Paula, einem der bekanntesten DEFA-Filmproduktionen, spielte er 1973 neben Winfried Glatzeder und Angelica Domröse den Reifenhändler Saft.[12]

Delmare wirkte in zahlreichen Kinder- und Jugendproduktionen mit, u. a. 1963 als Schweizer in Ingrid Reschkes Daniel und der Weltmeister, 1964 als Vogelstimmenmann in Rolf Losanskys Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen oder in mehreren DEFA-Märchenfilmen wie Schneewittchen (1961) als Zwerg Naseweis, Das blaue Licht (1976) als Zaubermännlein, Die Regentrude (1976) als Schäfer, Gritta von Rattenzuhausbeiuns (1985) als Kuno Gebhardt Müffert und Der Bärenhäuter (1986) als Gustav.[13]

Delmare war auch gelegentlich als Synchronsprecher tätig.[14]

Nach der Wiedervereinigung konnte Delmare nahtlos an seine Laufbahn in der DDR anknüpfen. 1995 spielte er unter Matti Geschonneck in dessen Fernsehfilm Matulla und Busch, nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Schlesinger, an der Seite von Erwin Geschonneck in einer der Titelrollen. Von 1973 bis 1998 hatte er insgesamt 15 Gastauftritte in der ARD-Krimireihe Polizeiruf 110. Delmare wirkte in seiner rund fünf Jahrzehnte lang andauernden Karriere als Schauspieler vor der Kamera in über 200 Film-und-Fernsehproduktionen mit. Wiederholt war er in verschiedenen Gastrollen in Fernsehserien wie Der Bergdoktor, Lindenstraße, Für alle Fälle Stefanie und Liebling Kreuzberg zu sehen.[15] Bekannt wurde er dem gesamtdeutschen Publikum vor allem ab 1999 an der Seite von Hendrikje Fitz und Ursula Karusseit als Friedrich Steinbach in der ARD-Krankenhausserie In aller Freundschaft.[16] Seine Schauspielkarriere endete im November 2005 mit einem Drehtag zur Serie In aller Freundschaft. Diese letzte Folge (296) mit Delmare als Opa Friedrich wurde am 31. Januar 2006 ausgestrahlt.

Fernsehfilme (Auswahl)

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Fernsehserien und -reihen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Fred Delmare. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  2. Vgl. Angaben über Fred Delmare beim filmportal.de (siehe Weblinks).
  3. a b König der Nebenrollen. In: Leipziger Volkszeitung vom 4. Mai 2009, S. 4.
  4. Ein Leben, zu groß, es zu ertragen - B.Z. – Die Stimme Berlins. 5. Mai 2009, abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  5. Marion van der Kraats und Simona Block: Schauspieler: Um Fred Delmare ist es sehr still geworden. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  6. Schauspieler Fred Delmare ist tot. Bericht vom 3. Mai 2009 bei Spiegel Online (letzter Aufruf: 28. Mai 2009)
  7. Stiller Abschied für „Axel“. In: Leipziger Volkszeitung vom 28. Mai 2009, S. 21.
  8. Grabmal Fred Delmare. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  9. Fred-Delmare-Archiv Bestandsübersicht auf den Webseiten der Akademie der Künste in Berlin.
  10. OFDb - Fred Delmare (Darsteller). Abgerufen am 6. Juni 2024.
  11. Fred Delmare - deutscher Schauspieler - DDR Personen. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  12. Fred Delmare | filmportal.de. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  13. Fred Delmare. Abgerufen am 6. Juni 2024 (deutsch).
  14. Deutsche Synchronkartei | Sprecher | Fred Delmare. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  15. imfernsehen GmbH & Co KG: Filmografie Fred Delmare. 29. Januar 2023, abgerufen am 6. Juni 2024.
  16. Friedrich Steinbach. Abgerufen am 6. Juni 2024.
  17. Neues Deutschland vom 6. Februar 1986